Michael Fischer
ist ein Reiter und Ausbilder, der sich mit beiden Sparten der Reiterei befasst. Auf der eigenen Anlage werden sowohl Dressur- als auch Springpferde vom Fohlenalter an gefördert und ausgebildet. Als internationaler Trainer und Reiter konnte er Erfolge bis CSI**** verbuchen. Außerdem beschäftigt er sich insbesondere mit innovativen Ausbildungsansätzen. In diesem Zusammenhang konnte er in diesem Jahr den Innovationspreis für die MF-Trainingsapp auf der Equitana gewinnen.
Warum Pferdesport?
Sachlich betrachtet sprechen 9 von 10 Punkten (Zeit, Geld, Freundschaften, ...) gegen Reiten als Hobby und noch viel mehr als Beruf. Ich glaube jedoch mit den Pferden im Leben etwas gefunden zu haben, was mich so sehr fasziniert und emotional bindet, dass ich über all die „negativen“ Punkte hinwegschauen kann. Das sehe ich als ein absolutes Geschenk und das wünscht sich sicherlich jeder. Ein Beruf, der mit Leidenschaft ausgeübt wird, ist kein typischer Beruf, sondern eine Berufung. Ich habe meine Berufung auf jeden Fall gefunden.
Beurteilung junger Pferde:
Als Züchter hat für mich jede Entwicklungsphase ihre spezifischen Merkmale. Die Beurteilung ist dabei je nach Stand der Entwicklung schwieriger oder einfacher. Trotzdem profitiere ich in erster Linie durch die Vergleichsmöglichkeiten durch die langjährige Erfahrung. Mir ist es wichtig, dass sich die jungen Pferde in ihrem eigenen Bewegungsablauf wohl fühlen und eine natürlich, gute Balance mitbringen.
Beurteilung ausgebildeter Pferde:
Bei etwas weiter ausgebildeten Pferden steht sicherlich auch noch die Rittigkeit (Grundausbildung) im Fokus und nicht zuletzt die bis dahin erbrachten Leistungen. Wenn ich ein erfahreneres Pferd sehe und beurteile, möchte ich einen psychisch wie physisch gesunden Sportler vor mir haben.
Welches Pferd braucht welchen Reiter?
Am Ende ist es wichtig, dass sich Pferd und Reiter gut ergänzen. So wie wir Menschen uns in Charakter und Körperlichkeiten unterscheiden, ist es auch bei den Pferden. Unsichere Reiter brauchen zum Beispiel erfahrene und sichere Pferde, ein großer Reiter fühlt sich auf einem etwas rahmigeren Pferd wohler, ein übermotiviertes und "grelles" Pferd braucht einen ruhigen und gelassenen Reiter, um sein Potential entwickeln zu können. Dabei ist das wichtigste die Selbsteinschätzung des Reiters und Pferdebesitzers. Nur bei einer Bestandaufnahme der tatsächlichen Begebenheiten, kann eine passende Kombination gefunden werden.
Ausbildungsphilosophie - Pferd:
Ich denke über die Jahre gelernt zu haben, dass uns die Pferde sehr klar zeigen, welche Art von Reiter sie brauchen, um bestmögliche Leistungen zu erbringen. Zusammengefasst würde ich sagen, ich als Reiter bin (so gut es geht) immer der der ich sein muss, damit mein Pferd sich bestmöglich entwickeln kann.
Ausbildungsphilosophie - Reiter:
Sicherlich von großem Vorteil sehe ich meine Ausbildung zum Dipl. soz. Päd.. Durch meine Pferde habe ich über mich selbst mehr gelernt als durch jeden andern Einfluss. Da Pferde nicht logisch denken, sondern konsequent ihren Instinkten folgen, sind sie für mich „grundehrliche“ Lebewesen. Wenn ich mit jemanden drei oder vier Mal Unterricht mache „kenne“ ich diese Person meist besser, als wenn ich sie drei Jahre „nur so“ kennen würde. Ich rede hier natürlich nicht von Dingen wie Lieblingsfarbe oder Essgewohnheiten, sondern von sehr tiefsitzenden und persönlichkeitsauszeichnenden Eigenschaften wie zum Beispiel Frustrationstoleranz, Selbsteinschätzung, Selbstdarstellung, Umgang mit Erwartungen und Wünschen, Verständnis von Erfolg, Angstbewältigung und noch vieles mehr.
Wer versteht und erkennt wie Pferde grundsätzlich sind und wie sie instinktiv reagieren, kann dadurch den jeweiligen Reiter klar „lesen und analysieren.“ Pferde, im Gegensatz zu Menschen, denken nie das eine und handeln dann doch anders. Genau das führt zu einem absolut unverfälschten Spiegel jedes Reiters.